{"id":185,"date":"2011-11-27T11:18:01","date_gmt":"2011-11-27T11:18:01","guid":{"rendered":"http:\/\/ari-bildung.dede\/?p=185"},"modified":"2017-04-29T09:39:14","modified_gmt":"2017-04-29T09:39:14","slug":"humane-wirtschaft","status":"publish","type":"post","link":"http:\/\/ari-bildung.de\/2011\/11\/27\/humane-wirtschaft\/","title":{"rendered":"Humane Wirtschaft"},"content":{"rendered":"

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Die gesamte Geschichte hindurch befand sich die Menschheit noch nie in einer Epoche einer derart tiefen Globalisierung, wie wir sie heute erleben…<\/div>\n
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Noch nie war die Wirtschaft irgendeines Landes so abh\u00e4ngig von der Wirtschaft anderer L\u00e4nder, und noch nie war das Schicksal von Menschen in irgendeinem Land so stark abh\u00e4ngig von dem Schicksal von Menschen in anderen L\u00e4ndern. Die aktuelle Krise betrifft tats\u00e4chlich jeden, \u00fcberall.<\/div>\n
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Mit gutem Grund argumentierte der Journalist Thomas Friedman inmitten der Krise, dass es Zeit sei “Amerika neu zu starten.” Die Gesetze, welche die Beziehungen zwischen Individuen innerhalb der Gesellschaft definieren, haben sich drastisch ge\u00e4ndert, daher muss die Wirtschaft\u2014die diese Verbindungen widerspiegelt\u2014diesem Beispiel folgen.<\/div>\n
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Dies kann jedoch nicht durch Einschr\u00e4nkungen und Vorschriften geschehen, denn es ist offensichtlich, dass unser Wunsch zu genie\u00dfen \u00fcber die Jahre hinweg nur weiter anw\u00e4chst. Daher werden wir, selbst wenn wir es wirklich wollten, niemals f\u00e4hig sein, die Zeit zur\u00fcckzudrehen. Wenn wir uns entwickeln, erdenken wir st\u00e4ndig neue Wege um “das System zu schlagen.” Anstatt das Geld der Steuerzahler daf\u00fcr zu verschwenden und zu versuchen, eine unumkehrbare Situation umzukehren, m\u00fcssen wir unsere Herangehensweise an \u00a0Wirtschaft und Handel von Grund auf \u00e4ndern.<\/div>\n
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Die L\u00f6sung liegt darin, dort zu beginnen, wo die Krise begann\u2014dem verlorenen Vertrauen in menschliche Beziehungen. Was dadurch klar geworden ist, ist, dass wir einander nicht mehr vertrauen: die Menschen trauen den Banken nicht, die Banken trauen den Ratingagenturen nicht, die wiederum den Firmenaktion\u00e4ren nicht trauen, welche kein Vertrauen in Finanzberater haben, die kein Vertrauen in H\u00e4ndler haben, die absolut gar kein Vertrauen in Regierungen haben, die wiederum einfach niemandem vertrauen. Punkt.<\/div>\n
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Aber trotz des Misstrauens stellen wir fest, dass wir gleichwohl voneinander abh\u00e4ngig sind. Und je mehr wir uns dessen gewahr werden, umso weniger werden wir einander schaden wollen. Viele Menschen erkennen dies bereits; nun m\u00fcssen wir diese Erkenntnis in die Tat umsetzen.<\/div>\n
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Erster Schritt: Vertrauen wiederherstellen<\/strong><\/div>\n
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Neben dem Hilfsangebot um kr\u00e4nkelnde Wirtschaftssysteme zu heilen, m\u00fcssen die jeweiligen L\u00e4nder ihren B\u00fcrgern erkl\u00e4ren, dass wir nun in einer neuen Welt leben. Daher ist der erste Schritt in unserem Rettungsplan, die Menschen dazu zu bewegen, zu verstehen und zu f\u00fchlen, wie abh\u00e4ngig wir voneinander sind. Wenn die Menschen realisieren, dass ihr pers\u00f6nliches Wohlbefinden von ihrer Beziehung zu anderen abh\u00e4ngig ist, werden sie selbst zu den nat\u00fcrlichen Regulatoren werden, nach denen die Strategen suchen.<\/div>\n
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Wenn eine ausreichend starke \u00f6ffentliche Meinung Werte von Zusammenarbeit vorantreibt, wird es tats\u00e4chlich sogar jene beeinflussen, die Anfangs noch nach den alten ichbezogenen Regeln leben wollen. Eine Veranschaulichung dieses Prinzips ist, dass eine Woche nachdem bekannt wurde, dass AIG, welche hunderte Milliarden Rettungsgelder erhielt, und ihren Verantwortungstr\u00e4gern fette Bonuszahlungen aush\u00e4ndigte, die Mehrheit von ihnen diese zur\u00fcckgab. Sie konnten der wachsenden Kritik der \u00d6ffentlichkeit nicht ins Auge sehen.. Daher wird das Bewusstsein \u00fcber die sch\u00e4dliche Natur unserer egoistischen Herangehensweise uns dazu bringen, unsere selbstbezogenen Einstellungen einschr\u00e4nken zu wollen, und dies wird den Beginn eines krisenfreien Zeitaltes erm\u00f6glichen.<\/div>\n
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Zweiter Schritt: Konsum \u00fcberdenken<\/strong><\/div>\n
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Konsumismus veranlasst uns dazu, Produkte zu wollen, f\u00fcr die wir keine wirkliche Notwendigkeit besitzen, einfach nur um den sozialen Status zu verbessern. Informationen \u00fcber die Regeln der neuen Welt zu vermitteln, wird uns helfen zu verstehen, welche Werte in unserer Gesellschaft \u00fcberwiegen sollten, damit wir eine ausgeglichenere Lebensweise kreieren k\u00f6nnen. Als Ergebnis davon werden die Artikel, die auf den Ladenregalen liegenbleiben werden, diejenigen sein, die wirklich notwendig sind, und das Bewerben von Produkten, nur um uns dazu zu veranlassen einen weiteren unn\u00f6tigen Kauf zu t\u00e4tigen, wird missbilligt werden. Das Durchf\u00fchren dieser notwendigen Ver\u00e4nderung der Priorit\u00e4ten wird erhebliche Ressourcen und Zeit freigeben, und wird es uns erlauben, in die derzeit von uns vernachl\u00e4ssigten Bereiche unseres Lebens zu investieren, solche wie Freunde und Familie, und dadurch unsere allgemeine\u00a0Lebensqualit\u00e4t erheblich verbessern.<\/div>\n
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Dritter Schritt : Sozial-Kapitalismus<\/strong><\/div>\n
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In der Januar-Februar 2011 Ausgabe des Harvard Business Review ver\u00f6ffentlichten die Professoren Michael Porter und Mark Kramer ein revolution\u00e4res Konzept. Der traditionelle Kapitalismus geh\u00f6re der Geschichte an, schrieben sie. Nun sei der Zeitpunkt f\u00fcr “einen Neuentwurf des Kapitalismus,” einen solchen, der “soziale Verantwortlichkeiten von der Peripherie zum Kern der Denkweise der Unternehmen” hin bewegen wird.<\/div>\n
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Unternehmen sollten es weiterhin anstreben, Gewinn zu erwirtschaften und \u00f6konomische Werte zu schaffen, jedoch nicht f\u00fcr die Aktion\u00e4re und ihre Eigent\u00fcmer, sondern f\u00fcr das Wohl der Gesellschaft, “durch Behandlung ihrer Bed\u00fcrfnisse und Herausforderungen. Betriebe m\u00fcssen den Erfolg des Unternehmens mit sozialem Fortschritt verkn\u00fcpfen,” andernfalls, so schlussfolgern Porter und Kramer, werden die Betriebe niemals dem Teufelskreis entkommen, in dem sie heute gefangen sind, und ihre Lage wird sich \u00fcber die Zeit nur weiter verschlechtern.<\/div>\n
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Tats\u00e4chlich liegt viel Wahrheit in den Worten von Porter und Kramer. Wenn ein Unternehmen heutzutage ein neues Produkt f\u00fcr den Markt freigibt, strebt es an, seinen “Marktanteil zu vergr\u00f6\u00dfern,” oder einfacher gesagt, Klienten von anderen Unternehmen in diesem Marktbereich zu “stehlen.” Aber gerade dies ist genau die Herangehensweise, die urspr\u00fcnglich zu der Finanzkrise f\u00fchrte! Vielmehr sollten die Unternehmen, anstatt zu versuchen Profit auf Kosten anderer zu machen, darin konkurrieren, den gr\u00f6\u00dften Nutzen f\u00fcr die gesamte Gesellschaft zu schaffen.<\/div>\n
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Wenn er einen Vertrag unterschreibt sollte ein Unternehmenseigent\u00fcmer abw\u00e4gen: “Gewinnt jeder an dem Vertrag, den ich nun abschlie\u00dfe?” Wenn der Vertrag wirklich jedem zugute kommt, dann wird jeder, auch der Eigent\u00fcmer des Unternehmens, davon Gewinn haben. Letztendlich sind wir in der heutigen Welt alle miteinander verbunden, und jede individuelle Handlung hat Auswirkungen auf uns alle.<\/div>\n
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Vierter Schritt: Die neue Art von Unternehmen und Betrieben<\/strong><\/div>\n
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Es ist Zeit, Unternehmen und finanziellen Erfolg neu zu definieren. Eine erfolgreiche Firma sollte diejenige sein, die Produkte an Kunden verkauft, ihren Angestellten angemessene Geh\u00e4lter zahlt (inlusive Pension, Versicherung und Urlaubsgeldern), und auf einer ausgewogenen T\u00e4tigkeit basiert. Eine ausgewogene T\u00e4tigkeit bedeutet, dass die Gewinne des Unternehmens s\u00e4mtliche Investitionen und Kosten decken, aber dass es dar\u00fcberhinaus nicht davon profitiert.<\/div>\n
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Auf diese Weise k\u00f6nnten die Eigent\u00fcmer solcher Unternehmen es sich leisten, die Preise ihrer Produkte zu reduzieren, um das Produkt f\u00fcr viele weitere Menschen erschwinglich zu machen. Wenn immer noch etwas Gewinn \u00fcbrig bleibt, k\u00f6nnte dieser an einen Fonds gespendet werden, der dabei hilft zu garantieren, dass alle Menschen auf der Welt einen guten Lebensstandard erlangen.<\/div>\n
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Um eins klar zu stellen, wir sprechen nicht \u00fcber Enthaltsamkeit oder Entsagung. Genau im Gegenteil, wenn alle Mitspieler ihr finanzielles Augenmerk vom maximalen Gewinn f\u00fcr sich selbst, ungeachtet der Konsequenzen, darauf richten, soviel zu verdienen wie ben\u00f6tigt wird, um anst\u00e4ndig zu leben, werden wir entdecken, dass der Planet wesentlich mehr Ressourcen zu bieten hat, als wir \u00fcberhaupt verwenden k\u00f6nnen, und wir werden alle zusammen Erfolg haben.<\/div>\n
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Wesentlich gr\u00f6\u00dfere Motivation und Erf\u00fcllung<\/strong><\/div>\n
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Woher werden die Eigent\u00fcmer der Unternehmen und ihre Angestellten die Motivation beziehen, morgens aufzuwachen und sich anzustrengen, wenn kein finanzieller Anreiz daran beteiligt ist?<\/div>\n
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Die Antwort darauf ist einfach: Der Anreiz wird durch einen neuen sozialen Standard gegeben\u2014Menschen und Unternehmen werden entsprechend ihres Beitrags an die Gesellschaft geachtet. In diesem Fall wird uns unser nat\u00fcrlicher Drang zum Wetteifer\u2014mit dem Nutzen der Gesellschaft, als unser Ziel\u2014dazu bringen eine gerechtere und gleichwertigere Gesellschaft zu erschaffen.<\/div>\n
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Lasst es uns klarstellen. Versuchen Sie die folgende Frage zu beantworten: Was gewinnen Unternehmenseigent\u00fcmer dadurch, zus\u00e4tzliche Nullen auf ihren Bankkonten zu erhalten? Benutzen sie \u00fcberhaupt all diese Millionen, die sie haben? Genie\u00dfen sie wirklich diese zus\u00e4tzlichen “Nullen”? Die Befriedigung, die sie aus den Nullen ziehen ist rein konditional, abh\u00e4ngig von dem Machtempfinden, und vor allem dem Ansehen, welches mit dem Wohlstand einhergeht.<\/div>\n
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Was aber, wenn die Unternehmenseigent\u00fcmer die gleiche Befriedigung, die sie aus exzessivem Wohlstand beziehen, aus Handlungen, um der Gesellschaft zu nutzen, ziehen k\u00f6nnten? Wenn die Gesellschaft Menschen achten w\u00fcrde, die zur Gesellschaft beitragen, und Menschen missbilligen w\u00fcrde, die diese ausbeuten, w\u00fcrden m\u00e4chtige Menschen ihre Macht auf nat\u00fcrliche Weise dazu nutzen, zur Gesellschaft beizutragen, denn wir alle sind soziale Wesen, und wir alle, die Unternehmenseigent\u00fcmer eingeschlossen, werden von der Gesellschaft beeinflusst. W\u00e4hrend dieser Vorschlag utopisch erscheinen mag, l\u00e4sst er sich verwirklichen, wenn unsere Umgebung beginnt, pro-soziale Werte wertzusch\u00e4tzen.<\/div>\n
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Das Entscheidende ist, dass der Kapitalismus Kapitalismus bleiben sollte, aber anstatt aufeinander herumzutrampeln, sollten wir darin wetteifern, den gr\u00f6\u00dften Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und die bestm\u00f6glichsten Qualit\u00e4tsprodukte f\u00fcr den besten Preis zu produzieren, damit so viele Menschen wie m\u00f6glich sie genie\u00dfen k\u00f6nnen.<\/div>\n
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Sir Richard Layards Artikel mit dem Titel “Jetzt ist es an der Zeit f\u00fcr einen weniger selbsts\u00fcchtigen Kapitalismus,” der am 11.M\u00e4rz 2009 in der Financial Times ver\u00f6ffentlicht wurde, fasste die Herangehensweise recht gut zusammen, die wir hier vorgeschlagen haben, worin er schreibt: “Wir brauchen eine menschliche Pr\u00e4gung des Kapitalismus, basierend nicht nur auf einer besseren Regulation, sondern auf besseren Werten. Wir brauchen keine Gesellschaft, die auf darwinistischem Wettkampf zwischen Individuen beruht. \u00dcber den Lebensunterhalt hinaus, ist die beste Erfahrung, die die Gesellschaft bereitstellen kann, das Gef\u00fchl, dass andere Menschen auf Deiner Seite sind. Das ist die Art von Kapitalismus die wir wollen.”<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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